Rieselei an der Hunte

  • Karsten Grashorn

    Karsten Grashorn, seit 2015 Soldat im Ruhestand, lebt seit seiner Geburt in Dötlingen. Er ist aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr Dötlingen und als Ehrenamtlicher in der Familienbetreuung der Bundeswehr in Delmenhorst. Weiter beschäftigt er sich mit der Heimatforschung. Hier sind seines Schwerpunkte Dötlingen in der Zeit 1930 – 1950, Kriegsende in der Region, Reichsmusterdorf Dötlingen, Ehrenmal auf dem Gierenberg, Segelflugplatz Dötlingen, die Maler Karl Dehmann und August Kaufhold sowie seit 2024 gemeinsam mit Dr. Nils Aschenbeck die Rieselwiesen der I. (Dötlinger) Ent- und Bewässerungsgenossenschaft.

  • Quellen

    Aschenbeck, Nils, Die Hunte von Wildeshausen bis Oldenburg (Delmenhorst 2007) Eckhardt, Albrecht und Schmidt, Heinrich, Geschichte des Landes Oldenburg, Heinz Holbergverlag KG,, Oldenburg, 1987 Grashorn, Karsten, Dötlingen (schriftl. Mitteilungen) Hetzel, Wolfgang, Wiesenbewässerung und Agrarlandschaft des Oldenburger Huntetals (Bremen 1957) Hoppe, Ansgar, Die Bewässerungswiesen Norddeutschlands – Geschichte, Wandel und heutige Situation – Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 64. Jahrgang 2002, Heft 1 Hunte-Wasseracht – Die Hunte, Leben und Arbeiten am Fluss (Huntlosen 2013) Kollmann, Dr. Paul, Das Herzogthum Oldenburg in seiner wirtschaftlichen Entwicklung während der letzten vierzig Jahre, G. Stalling’sche Buch- und Kunsthandlung, Oldenburg, 1893 Kirfel, Dr. Gerd, Hatten anders sehen, Ein Führer durch eine Landschaft im…

  • Projektziele

    Gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren wie z.B. Interessierten und Heimatvereinen soll versucht werden, die Geschichte der Rieselei an der Hunte weiter zu erschließen, zu bewahren und der Öffentlichkeit weiter zugänglich zu machen. So ist die Erschließung einzelner, öffentlich zugänglicher Bereiche durch Wanderwege mit erläuternden Tafeln oder auch die Beteiligung von Hochschulen und Universitäten an einer wissenschaftlichen Aufarbeitung denkbar. zurück zur Ausgangssituationoder weiter mit:Quellen

  • Relikte in der heutigen Zeit

    Bei den Rieselwiesenanlagen, wie sie seit Mitte des 19. Jh. bis Mitte des 20. Jh. im Huntetal zwischen Wildeshausen und Oldenburg vorhanden waren, handelte es sich um anthropogen geprägte Kulturlandschaften, wie sie heute nicht mehr geschaffen werden würden. Durch seit dem Ende der Rieseleiwirtschaft bis heute stark veränderten Bedingungen in der Landwirtschaft hat sich die Landschaft im Huntetal zwischen Wildeshausen und Oldenburg stark verändert. Aber noch heute sind Relikte der Rieseleiwirtschaft zu finden. Selbst im Barneführer Holz, wo ehemalige Rieselflächen aufgeforstet wurden, sind noch tiefe, heute trockene Gräben und alte Stauanlagen vorhanden, die der ehemaligen Bewässerungsanlage dienten und von der Geschichte der Rieselei erzählen. Durch die noch vorhandenen Relikte im…

  • Ende der Rieseleiwirtschaft

    Wie auch die Rieseleiwirtschaft, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitere große Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt. So wurde der Hunte-Ems-Kanal gebaut. Das Eisenbahnnetz entstand und die Hauptverbindungsstraßen wurden befestigt. Diese umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen begünstigten den Warenverkehr im Land Oldenburg. Gleichzeitig erweiterten sich die Absatzmärkte, insbesondere auch für das Schlachtvieh und der Kunstdünger gelangte mit der Bahn ins Land. Nach Ende des 2. Weltkrieges konnten die Erträge durch den höheren Einsatz von Kunstdünger erheblich gesteigert werden, so dass die wesentlich arbeitsaufwendigere Rieselei an Bedeutung verlor. Bereits Anfang der 1950er Jahre gab es daher erste Bestrebungen, die Genossenschaften aufzulösen. Aufgrund des trockenen Sommers wurde im Bereich der I. Genossenschaft 1957 letztmalig gerieselt. 1958…

  • Folgen der Rieseleiwirtschaft

    Die Ernteerträge auf den Rieselflächen vervielfachten sich. Der Viehbestand stieg aber nur langsam an, so dass mehr Heu geerntet als auf den eigenen Höfen verwertet werden konnte. Der vermehrte Verkauf von geerntetem Heu begünstigte einen starken Preisverfall für Heu. Eine Hilfe war da die Abnahme des Heufutters durch das Oldenburger Dragonerregiment. Weil die Hunte bis zu 200 Tage im Jahr aufgestaut wurde, stieg auch der Grundwasserspiegel an, der vorher aufgrund von Huntebegradigungen gesunken war. So konnte 1912 im Bereich der I. Genossenschaft (Dötlingen) ein Pumpenhaus errichtet werden, um auch höher gelegene Flächen zu bewässern. weiter mit:Ende der Rieseleiwirtschaft

  • Betrieb der Rieselei

    Die Rieseleiwirtschaft wurde gemeinschaftlich von den Genossen unterhalten. Neben dem Reinigen von Gräben und Grüppen gehörte dazu auch das Unterhalten von Brücken und Stauanlagen. Das Bewässern der Flächen sollte im Herbst, möglichst im Oktober beginnen. In der Regel wurde in einer ersten Bewässerungsperiode bis Ende des Jahres bewässert. Unterbrechungen gab es bei Frost oder Hochwasser, so dass in Ausnahmefällen auch bis in den Januar bzw. Februar gestaut wurde. Nach Abstimmung mit den unterliegenden Genossenschaften schloss der Schleusenwart für die I. Genossenschaft das Huntewehr in Öhlmühle. Es dauerte einige Tage, bis die Hunte soweit aufgestaut war, dass das Wasser in die Zuleiter lief. Durch weitere Stauwerke innerhalb des Grabensystems konnte das…

  • Das System der Rieselei

    Das Wasser aus den Stauanlagen wurde über Zuwässerungsgräben in die Rieselflächen geleitet, wo es wiederum soweit aufgestaut wurde, bis es über die Flächen lief. Über ein von den Zuwässerungsgräben getrenntes Entwässerungssystem wurde das Wasser wieder abgeleitet und entweder wieder der Hunte oder tiefer gelegenen Zuwässerungsgräben zugeleitet. Sowohl im Zu- als auch im Entwässerungssystem gab es zur Regulierung des Wasserstandes kleinere Staustufen, die von Schleusenwärtern bedient wurden. weiter mit:Betrieb der Rieselei

  • Dötlinger Ent- und Bewässerungsgenossenschaft

    Nachdem bereits 1873 die I. Huntloser Ent- und Bewässerungsgenossenschaft entstanden war, wurde die II. Dötlinger Ent- und Bewässerungsgenossenschaft gegründet. Kurze Zeit später wurden beide nach ihrer Lage umbenannt, dem Hunteverlauf von Dötlingen nach Oldenburg folgend. So wurde die Dötlinger die I. und die Huntloser die II. Genossenschaft. Allein für die Dötlinger Ent- und Bewässerungsgenossenschaft entstanden 78 km Zuleiter, Gräben und Grüppen auf einer Fläche von 338 ha. Weiter waren 145 Schleusen und Sperrwerke, sowie 78 Brücken zu errichten. Für die Arbeiten an diesem Projekt wurden unter Leitung des Wiesenbauers Georg Aschenbeck, Oelmühle, bis zu 150 Arbeiter beschäftigt. Bis 1880 war der größte Teil der Arbeiten abgeschlossen. Im Bereich der Dötlinger…

  • Gründung von Rieseleigenossenschaften

    Nachdem bereits in der Lüneburger Heide und an der Hase Rieseleien angelegt waren, wurde im Oldenburger Land 1862 der Feldmesser und Wiesenbaumeister Louis Vincent aus Regenwalde mit einem Gutachten für die planvolle Be- und Entwässerung der Wiesen an Lethe und Hunte oberhalb von Oldenburg beauftragt. Die rechtliche Grundlage für die Meliorationen im Huntetal wurde 1868 mit der Wasserordnung für das Herzogtum Oldenburg geschaffen. Die Gründung von Ent- und Bewässerungsgenossenschaften konnte jetzt durch eine Mehrheit betroffener Landeigentümer beschlossen werden. So entstanden zwischen Dötlingen und Oldenburg vier Rieseleigenossenschaften. Die notwendigen vier Stauanlagen in der Hunte, durch die jeweils die Bewässerung eines Genossenschaftsbereichs sichergestellt wurde, wurden zwischen 1872 und 1901 gebaut: 1. Oelmühle2.…